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Waldhaus Sils: Tradition mit Vision
Seit über hundert Jahren empfängt das Hotel Waldhaus in Sils-Maria (GR) seine Gäste mit stilvoller Herzlichkeit. Kultur und familiäre Tradition prägen das historische Haus. Zur Tradition gehört auch der Wille, sich den Anforderungen der Zeit zu stellen. So wurde im Dezember der neue Waldhaus Spa eröffnet.
 
Waldhaus Sils: Tradition mit Vision

Die Junisonne scheint durch die Kronen der Lärchen, die Sommersaison hat eben begonnen, und auf der Liegeterrasse über dem Schwimmbad dösen die ersten Gäste. Bis auf das leise Rauschen des Waldes herrscht Ruhe. Nur eine dezente Plastikabdeckung deutet darauf hin, dass wenige Schritte entfernt im Berginnern die Zukunft entsteht.


Ein Bedürfnis

Beim Abendessen macht Patrick Dietrich wie üblich seine Runde durch den Speisesaal. An jedem Tisch erkundigt er sich nach dem Befinden der Gäste, beantwortet Fragen. Zusammen mit seinem Bruder Claudio hat er 2010 die Leitung des Hotels in fünfter Generation übernommen. «Es ist nicht mehr ein Trend, es ist ein Bedürfnis, in einem Fünfsternhotel einen Spa-Bereich zu haben», erklärt der 36-Jährige.


Als das Waldhaus 1970 sein Schwimmbad baute, war es noch nicht üblich, dass jedes Hotel ein Hallenbad hat. 1994 ergänzte man dieses durch Saunas und ein Dampfbad, doch die Anforderungen stiegen. «In der Stadt», sagt Patrick Dietrich, «sieht es anders aus, aber in den Bergen gehört der Wellnessgedanke mittlerweile dazu.» So entschloss sich die Familie vor viereinhalb Jahren zu einem Neubau.


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Kein Kompromiss

Zusammen mit den Basler Architekten Miller & Maranta, die bereits mit dem Anbau des Fumoirs und dem Umbau von Bar und Küche bewiesen hatten, dass sie Neues in bestehende Strukturen integrieren können, unternahm das Waldhaus-Team eine Erkundungsreise. Man besuchte Hotels im In- und Ausland, unterhielt sich mit Experten. «Es gibt da natürlich enorm viel», erinnert sich Patrick Dietrich, «aber wir wussten von Anfang an, wir wollen nicht das Wellnesshotel Waldhaus werden, wir sind das Waldhaus mit einem Wellnessbereich.» 


Dass dieses Projekt den Rahmen der üblichen Reinvestitionen von drei bis vier Millionen pro Jahr überschreiten würde, war ebenfalls von Anfang an klar. «Wir sind schon etwas erschrocken und haben uns gefragt: Müssen es denn zehn Millionen sein? Würden es nicht auch fünf tun? Doch wir haben schnell gemerkt, dass alles, was weniger ist, ein Kompromiss wird.»


Als der gut zweijährige Zeitplan bekannt wurde, hat Patrick Dietrich nochmals leer geschluckt. «Natürlich hätte es schneller gehen können, wenn wir im Sommer erst im Juli eröffnet oder auf den Herbst verzichtet hätten. Aber es ist Umsatz, auf den wir in Zeiten, in denen wir bauen, schwer verzichten können. Und vor allem ist es schade, wenn man Gäste verliert, die sich gewohnt sind, zu dieser Zeit zu kommen.» So schlendern – sechs Monate vor der Eröffnung des Spas – die Junigäste nach dem Abendessen wie gewöhnlich in die Hotelhalle oder in die Waldhaus Bar, wo das Orchester spielt.

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Bergbau

Mitte Dezember läuft der Countdown. In wenigen Tagen wird die Saison eröffnet. Der Concierge wienert die Schlüsselregale, in der Hotelhalle werden die Sessel verteilt. Patrick Dietrich sitzt im Personalrestaurant und erinnert sich:

Nach der Sommersaison im Oktober 2014 begann der Aushub. «Das bestehende Hallenbad gefällt uns, wir wollten es nicht aufgeben.» Eine Aufstockung hätte das Gebäude zu massiv wirken lassen, und wenn man das Hallenbad schon behielt, dann wollte man auch nichts davorstellen. So entschied man sich, den Spa unter dem bestehenden Hallenbad in den Hang hineinzubauen. 

5000 Kubikmeter Fels mussten dazu aus dem Berg herausgesprengt werden, ohne Haus und Hallenbad zu beeinträchtigen. Deshalb waren nur kleine Sprengungen möglich, dafür waren sehr viele nötig, die sich bis zum Beginn der Wintersaison hinzogen. Erst im Sommer des Eröffnungsjahres, als der neue Vorbau in sich geschlossen war und die Handwerker, von den Gästen unbemerkt, durch die Tiefgarage kommen und gehen konnten, liefen gewisse Arbeiten parallel zur Saison.


Kleinigkeiten

Emsiges Treiben herrscht jetzt auf der Baustelle. Im neuen Fitnessraum werden die Geräte installiert, der Bauleiter, mit Telefon und Plänen, mustert besorgt die Leuchten im Eingang. Es sind nicht die gleichen wie in der Galerie, die das Bad mit dem Hotelgebäude verbindet. «Es ist uns wichtig, dass das, was im Haus ist, im Spa weitergeht», erklärt Patrick Dietrich. Aber auch im Haus wurden Anpassungen vorgenommen. Zum Beispiel kann sich der Gast, der bisher eine Flasche Wasser auf seinem Zimmer vorfand, nun auf jedem Stockwerk an eigens entworfenen Tischchen weitere Flaschen nehmen, denn: «Mehr Wasser gehört zum Wellnessgedanken.» Eine Kleinigkeit, aber mit waldhauseigener Gründlichkeit durchdacht, ebenso wie die Pflegeprodukte auf den Zimmern, die von Susanne Kaufmann für das Waldhaus entwickelt wurden.

Die Vorarlberger Spa- und Kosmetikspezialistin half auch bei der Planung mit. Auf ihre Veranlassung hin wurden nicht drei, sondern sieben Behandlungsräume gebaut. «Zwei Räume anfänglich nicht zu brauchen, ist weniger problematisch, als nach zwei Jahren festzustellen, dass wir zu wenig Räume haben.» Mit der Wahl von Susanne Kaufmann entschied sich das Waldhaus auch gegen medizinische und für naturkosmetische Anwendungen, und auf ihrem «Spa-Menü» findet sich eine beeindruckende Liste von Wohlfühlbehandlungen.

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Ein Sprudelbad zum Versorgen

Der Januarschnee hat die letzten Bauspuren zugedeckt, und einen Monat nach Eröffnung fügt sich der Waldhaus Spa in die Landschaft, als wäre er schon immer dagewesen. «Man kann es mit römischen Thermen vergleichen», meint Patrick Dietrich auf dem Rundgang durch die neue Anlage. «Wir haben zwar kein Thermalwasser, darum nennen wir es nicht so, aber wir haben Quellwasser aus dem Fextal, und in Quellwasser baden kann man auch nicht überall.»

Das Hallenbad gehört nun zum Sport- und Familienbereich. Aus dem 20 mal 8 Meter grossen Schwimmbecken wurden die Sprudelliegen entfernt, und daneben steht – wie eine Sandburg aus Mosaik – ein Kinderplanschbecken. Wo einst Sauna und Dampfbad waren, sind jetzt Fitness- und Gymnastikräume, zwischen den beiden Gebäuden dampft ein offenes Sprudelbad in die Bäume. «Darüber haben wir lange diskutiert, bei diesen Temperaturen. Aber die Leute finden das halt schon lässig.» So hat man sich für einen von Wind und Witterung geschützten Ort entschieden, «und über Nacht versorgen wir das warme Wasser in einem Tank unter dem Bassin».
 

   

Im Innern eines Kristalls

Bereits auf der Treppe, die vom Hallenbad in den Spa hinunterführt, wird man von einer andächtigen Stille erfasst. Doch nicht Zwielicht, sondern Gletscherleuchten empfängt den Gast. Wände und Boden sind mit Glasmosaiken belegt, jedes von Hand geschnitten, und sie bedecken auch den heissen Nabelstein in der Mitte der Halle, die einzige Anleihe an die trendigen Hamams. Links und rechts davon schimmern Wasserbecken, und von überall ist der Himmel zu sehen. Durch Fenster und Schächte fällt Tageslicht, das sich in Wänden und im Wasser bricht wie im Innern eines Kristalls.


Der Gast, so Patrick Dietrich, soll keine lange Erklärung brauchen, bevor er den 1400 Quadratmeter grossen Spa benützen kann, und auch keinen Parcours ablaufen müssen. Deshalb finden sich überall wieder Duschen, Badetücher, Getränke, Sessel und Liegen. «Wir haben versucht, möglichst viel für die Entspannung zu tun, und dafür haben wir auch auf kleine Attraktionen verzichtet.» Plätscherndes Wasser zum Beispiel: «Das gibt Unruhe. Da hat es wieder ein Knöpflein zum Drücken, und jeder drückt mal. Die erste Minute ist angenehm, aber nachher bereut man es, weil es Lärm macht.» Nur im Lärchenbad gibt es Massagedüsen, lautlos unter Wasser; im Arvenbad kann man sich ganz der Wärme und dem Duft hingeben. 


Waldhaus Sils: Tradition mit Vision


Entscheidungen

«Wenn wir von Entschleunigung reden, dann brauchen wir auch gewisse Regeln. Deshalb ist das Badegeschoss im Neubau erst ab 14 Jahren zugänglich. Teenager können den Spa benützen. Deshalb und wegen unserem internationalen Gästemix haben wir dort eine Badekleidzone. Nur der Saunabereich ist Nacktzone.» Patrick Dietrich lächelt. «Das klingt einfach, und jeder hat seine Meinung darüber. Aber das in einem Haus, das von so vielen Gästen genützt wird, zu entscheiden, ist wahnsinnig schwierig.»



Waldhaus Sils: Tradition mit Vision

Auf der Gästeliste des Waldhauses finden sich viele berühmte Namen. Doch man muss nicht Einstein, Adorno oder Thomas Mann sein, um sich in der gut durchdachten Gastfreundlichkeit dieses Grandhotels wohlzufühlen. Mit seinem alpin schimmernden Spa – das von Patricks Schwester Carla Lehner-Dietrich geleitet wird – hat das Waldhaus sich entschieden, sich und seinen Gästen auch in Zukunft treu zu bleiben.


Mehr zum Thema:

www.gastrofacts.ch/historisch 

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