Optionale Eingabe einer Ortschaft oder Postleitzahl
Optionale Eingabe einer Firma (zb. Dolder)
Optionale Eingabe einer Spezialität / Kategorie (zb. Pizzeria, Kegelbahn)
Optionale Eingabe der Entfernung (in km) in der im Umkreis zur Eingabe bei Wo (Ort/PLZ) gesucht werden soll
Revier Hotels: «Rezeption und Zimmerservice braucht es nicht»
Die Hotellerie muss effizienter werden. Davon ist die Revier Hospitality Group AG überzeugt. Mit ihrem ersten Hotel in Lenzerheide will sie Konzepte aus europäischen Metropolen in die Berge hinauftragen. Eine Herausforderung.

Revier_Hotel_Aussenansicht

Ein Artikel von Tobias Fischer

Der Neubau ist nicht zu übersehen: Die Revier Mountain Lodge steht direkt bei der Talstation der Rothornbahn, an der Hauptstrasse nach Lenzerheide. Grosse Fenster, schlichte Formen: Dass das ein modernes Hotel ist, sieht man beim Vorbeifahren oder beim Spazieren am Heidsee sofort. Doch das wirklich Revolutionäre an diesem Berghotel offenbart sich erst beim Buchen – und nach der Eröffnung Ende Dezember dann beim Einchecken und Wohnen: Hier gibt es keine Rezeption und im Zimmer keine Minibar, kein Telefon, keinen Zimmerservice.

«Wir haben alles hinterfragt und alles Unnötige weggelassen», sagt Daniel Renggli, CEO der Revier Hospitality Group AG. Hoppla. Ein herzlicher Willkommensgruss, ein erster Kontakt an der Rezeption soll also überflüssig sein? Und was ist mit der Sauberkeit im Zimmer? Da gibt es doch einige Fragen, die wir bei einem Baustellenbesuch Mitte September klären wollen.

Kein Budgethotel

«Unser Zielpublikum kommt nicht wegen des Hotels hierher», so Daniel Renggli, «sondern fürs Skifahren, Snowboarden oder Mountainbiken. Auch ihr Geld geben unsere künftigen Gäste primär dafür aus. Sie sind tagsüber draussen aktiv und wollen keinen Wellnessbereich, sondern eine Unterkunft mit guten Preisen.» Die Revier Hotels, die in den nächsten Jahren auch an weiteren Tourismusorten im deutschsprachigen Alpenraum gebaut werden sollen, sind eine Antwort darauf. Und doch seien sie keine Budgethotels, «denn wir legen Wert auf Design und eine gute Küche», sagt Daniel Renggli.

Das Hotel ohne Check-in an der Rezeption funktioniert so, dass die Gäste alle nötigen Angaben schon vor der Anreise online erfassen. Auch den Zimmerschlüssel erhalten sie schon im Voraus – in Form eines Zahlencodes. Damit lässt sich die Tür zu einem der 96 Zimmer, hier Cabins genannt, öffnen. Auch hier hat man sich auf das Nötige beschränkt: Die Standardzimmer sind nicht viel breiter als das zwei mal zwei Meter grosse Bett, das direkt am Fenster steht. Dessen Grösse sowie die prächtige Aussicht auf den Heidsee und die Berge machen das Ganze trotz bescheidener Fläche etwas luftig. Einen Tisch gibts hier nicht, ebenso wenig Schranktüren. Und eben: auch keinen Zimmerservice. Jedenfalls nicht täglich.

Zusatzleistungen gegen Gebühr

«Würde ich den Gast fragen, ob er lieber 30 Franken oder eine Zimmerreinigung hätte, würde er wohl lieber das Geld nehmen», sagt Daniel Renggli. Nach vier Tagen Aufenthalt werde das Zimmer dann doch einmal gereinigt. Wer lieber eine tägliche Reinigung möchte, kann sie im Voraus buchen – und bezahlt die 30 Franken dafür. «Relativ tiefe Preise» fürs Grundangebot, Zusatzleistungen gegen Bezahlung – das ist hier der Ansatz. So gibts für 8 Franken extra pro Tag einen Parkplatz, für 14 Franken ein Frühstück.

Auch wenn im «Revier» alles auf Effizienz und Optimierung getrimmt ist, sagt CEO Daniel Renggli: «Das relevante Element sind die Menschen, die hier arbeiten. Wir brauchen die richtigen Leute, um das Ganze zum Fliegen zu bringen.» Auch im Personalbereich will er neue Wege gehen: weg von der strengen Hierarchie, hin zur Community. Die Mitarbeiter sollen sich hier mehr einbringen können als anderswo – und sie sollen sich gegenseitig unterstützen. Oder wie es im Stelleninserat für «Gang-Member» heisst: «Du packst an, egal was es zu tun gibt.» So kann der Barkeeper dann doch mal kurz in die Rolle des Rezeptionisten schlüpfen und Neuankömmlinge begrüssen, falls sie mangels Rezeption etwas verloren in der Eingangshalle stehen. Schliesslich ist die Bar der Blickfang beim Hereinkommen. Und nicht nur das: Die Bar und das Restaurant sollen laut Konzept gar das Herzstück jedes Revier Hotels sein.

Action auch am Abend

Denn so gerne der typische Revier-Gast tagsüber draussen aktiv ist, so gerne will er, dass abends etwas läuft. Deshalb gibt es neben der Bar ein Restaurant mit mediterranen Grillspezialitäten, zudem Craft Beer, alternative Cola, DJs, Livemusik, lange Tische, die dazu einladen, neue Leute kennenzulernen. Hier soll sich der einheimische Jungbauer genauso wohlfühlen wie der Banker aus der Stadt. Und von dort, aus Städten wie Berlin, Amsterdam oder London, kommen auch viele der Trends und Ideen, welche die Revier-Gruppe im Restaurant und im Hotel aufnimmt. Daniel Renggli macht kein Geheimnis daraus: «Wir orientieren uns an New-Generation-Hotels in ausländischen Metropolen.» Althergebrachtes hinterfragen, auf Design, hippe Produkte und Events setzen, um damit Junge anzusprechen – in den Städten ist das nichts Neues. Doch kann man nicht einfach mit einem Rucksack voller städtischer Ideen in die Berge gehen und ein erfolgreiches Hotel führen.

Berghotels brauchen mehr Ertrag

«Stadthotels können auf ein ganz bestimmtes Kundensegment fokussieren», erklärt Revier-CEO Daniel Renggli, «in den Bergen dagegen muss man sich auf ein etwas breiteres Publikum ausrichten, um Erfolg zu haben. Wir sind auch auf den Wanderer angewiesen, der im Herbst zu uns kommt.» Damit ist eine weitere Zusatzherausforderung von Berghotels angesprochen: die Abhängigkeit von der Saison. Weil die Revier-Verantwortlichen alles weglassen, was sie als unnötig erachten, schliessen sie den Betrieb ausserhalb der Saison. Auch hier geht es darum, die Effizienz zu steigern und ein Grundproblem zu lösen, wie Daniel Renggli sagt: Die Ertragskraft von Hotels sei im Verhältnis zu den Investitionen zu tief – erst recht in den Bergen.

Lenzerheide_Dreierzimmer

In den Bau der Revier Mountain Lodge Lenzerheide hat die Eigentümerin, die St. Galler Fortimo Invest AG, 16 Millionen investiert. Und selbstredend auch dabei auf Effizienz geachtet. So wurden zum Beispiel die Zimmer vorgefertigt, die Obergeschosse mit Modulen und Elementen gebaut. Die gleichen Module sollen auch bei den weiteren Revier-Hotels verwendet werden. Die Baueingabe für das zweite Hotel ist erfolgt, im Berner Oberland. Ab 2019 soll dann jedes Jahr ein neues Hotel eröffnet werden – in den Alpen, dann aber auch in den Städten. Die Ideen aus der Stadt sollen nach einer ausgedehnten Bergtour also zurückkommen.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Seite weiterempfehlen
Artikel drucken