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Flawil sucht den Suppenstar
Aus einem einfachen Wortspiel wurde ein Kultanlass: Bei «Flawil sucht den Suppenstar» lassen Hobbyköchinnen und -köche ihre Suppe in einer Blinddegustation durch das Publikum und eine Fachjury bewerten. Gäste an den Herd! Ein spannendes Konzept aus dem Kanton St. Gallen.


Flawil sucht den Suppenstar


Gesucht waren neue Ideen für das Veranstaltungsprogramm – damals, vor etwa fünf Jahren, an einer Sitzung des Flawiler Kulturvereins Touch. «Es war schon spät, wir waren müde und hatten schon etwas Wein getrunken, da sagte einer: Kommt, wir machen doch ‹Flawil sucht den Superstar›», erzählt Judith Siegenthaler. Und mit der scherzhaften Rückfrage «Was? Flawil sucht den Suppenstar?» war der Grundstein für einen Anlass gelegt, der im vergangenen November bereits zum vierten Mal stattfand – ausverkauft, mit Warteliste.

Samstagabend im «Ochsen». Die Dorfbeiz, die nur noch für spezielle Anlässe geöffnet wird, ist gestossen voll. Beim Eingang bezahlen die Besucherinnen und Besucher 10 Franken für die Suppen und erhalten das Beurteilungsformular. Darauf ist Platz für persönliche Degustationsnotizen und für die Punktekleber, die man dazu erhält: Bei der Lieblingssuppe darf man fünf Punkte aufkleben, die Plätze zwei und drei werden mit drei bzw. einem Punkt belohnt.


Suppe A im Kartonbecher

Und dann gehts los: Freiwillige servieren tablettweise kleine Kartonbecher, die mit einem A beschriftet und mit einem Speck-Apfel-Spiesschen dekoriert sind. Die Tabelle an der Wand der gemütlichen Gaststube verrät: A ist die Mostschaumsuppe. Wer sie gekocht hat, bleibt bis zur Bekanntgabe des Resultats geheim.

Die Gäste riechen an der Suppe, degustieren, diskutieren mit ihren Tischnachbarn: Die Suppe schmeckt allen sehr gut, doch noch fehlt ja der Vergleich. Mit den weiteren Suppen folgen auch kritische bis vernichtende Urteile. Etwa: «Da könnte man auch ein Stück Karton essen!» Doch es gibt auch immer wieder Lob, zum Beispiel für die Holzkellensuppe: «Da hat es noch was zu beissen drin, das gibt einen Extrapunkt.» Doch was ist es genau? Tintenfisch? Sardellen? Das Zutaten-Raten gehört zu den grossen Diskussionspunkten an diesem Abend, an dem alle über kaum etwas anderes als über Suppe sprechen.


Flawil sucht den Suppenstar

Zuhause gekocht

In der «Ochsen»-Küche machen Judith Siegenthaler und weitere Mitglieder des Veranstaltungsteams derweil die nächsten Suppen parat für den Service. Das bedeutet im einfachsten Fall, dass sie die vier Liter Suppe aufwärmen, welche die teilnehmenden Hobbyköche und -köchinnen von Zuhause mitgebracht haben. Oft ist es 

aber komplizierter. «Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen mit Toppings, Spiessli und wahnsinnig aufwändigen Arrangements. Manchmal sieht man fast nichts mehr von der Suppe», sagt Judith Siegenthaler lachend.

In der Küche sei auch das Wettkampffieber spürbar: «Manchmal kommen Köche noch in die Küche, hypern umher und finden plötzlich: Diese Suppe kann ich doch nicht servieren lassen!» Stichwort «servieren»: Beim ersten Suppenstar-Wettbewerb war noch Selbstbedienung. «Wir haben einfach die Pfannen und Kartonbecher hingestellt», erzählt Judith Siegenthaler, «das wurde dann ziemlich chaotisch.» Jetzt, mit dem Service und der klaren Reihenfolge, funktioniere es perfekt. Draussen in der Gaststube wird nach spannenden Kreationen wie der Heusuppe, der Kürbis-Rüebli-Ingwer-Suppe und dem currygeprägten «Orientexpress» die vegetarische Gulaschsuppe aufgetischt. Mit dieser zehnten und ziemlich scharfen Suppe ist die Blinddegustation abgeschlossen, die Gäste können ihre drei Lieblingssuppen mit den Punkteklebern bewerten. «Jetzt müsste man die Favoriten nochmals nebeneinander haben», sagt ein Gast. Doch das ist das Vorrecht der dreiköpfigen Fachjury.


Flawil sucht den Suppenstar


«Herausforderung für die Jury»

Die Jurymitglieder können doppelt so viele Punkte vergeben wie ein einzelner Besucher und sie müssen sich auf ein Urteil einigen. Das ist an diesem Abend aber kein Problem. «Wir sind uns erstaunlich einig, ich habe mir das schwieriger vorgestellt», sagt Jurymitglied Irene Lichtensteiger, die Leiterin des Bistros Mocafe in Flawil. Und: «Ich finde es sehr spannend. Das Spektrum an Geschmacksrichtungen ist breiter als erwartet. Eine grosse, aber tolle Herausforderung für die Jury!»

Die Jury wird bei jedem Suppenstar-Wettbewerb neu besetzt. Neben der Bistroleiterin gehören diesmal auch ein Kochschullehrer sowie ein Goldschmied (Auswahlkriterium: «Sinn fürs Optische») und Hobbykoch dazu. Geniesser sind sie alle – und eben: Für das definitive Jury-Urteil dürfen und müssen sie noch Suppe nachbestellen. Dann aber ist die Sache klar, die Jury- und die Publikumsnoten sind bereit für die Präsentation.

Flawil sucht den Suppenstar



«Wagnis Fischsuppe» hat sich gelohnt

Bei den Plätzen zwei und drei gehen die Meinungen von Jury und Publikum weit auseinander. So gehört die Fischsuppe für das Publikum nicht zu den Top drei, bei der Jury dagegen schafft sie es auf den zweiten Platz. «Es ist ein Wagnis, mit einer Fischsuppe in einen solchen Wettbewerb zu gehen», erklärt Jurymitglied Ueli Häfeli dem Publikum, «und diese Suppe ist ehrlich, gerade – supercool.»

Einig sind sich Jury und Publikum aber beim ersten Platz. Er geht an die Mostschaumsuppe mit Verjus. Damit kann der Suppenstar des Vorjahres seinen Titel verteidigen: Andreas Koller, ein gelernter Koch, der seit 35 Jahren jedoch nicht mehr in diesem Beruf arbeitet. Neben grossem Applaus und Suppenstar-Ehre gewinnt er ein Küchentuch mit Suppenstar-Logo, eine Flasche Rotwein und Knabbersachen.


Flawil sucht den Suppenstar
Verjus wiederentdeckt

Bei seiner zweiten Teilnahme gleich der zweite Sieg. Dazu sagt Andreas Koller: «Ich habe schon letztes Mal gespürt, dass feine, leichte Suppen bei den Leuten gut ankommen.» Deshalb habe er sich nach der Riesling-Sylvaner-Suppe im Vorjahr nun bewusst wieder für eine Schaumsuppe entschieden.

Auf das Rezept für seine Mostschaumsuppe mit Verjus sei er auf seiner «stetigen Suche nach speziellen Produkten» gekommen: «Verjus ist eine fast vergessene Sache, die nun wieder auftaucht. Mit diesem Saft aus grünen Äpfeln oder grünen Trauben wurde viel gewürzt, bevor man die Zitrone und den Essig hatte. Ich finde das spannend, auch für den Gaumen: Es ist eine andere, feine Säure.»


Reine Geschmackssache

Er nehme den Wettbewerb sehr ernst, sagt Andreas Koller: «Ich habe einiges in die Vorbereitung investiert, die Suppe probegekocht und das Rezept selbst abgewandelt.» Sollten ausgebildete Köche wie Andreas Koller in einer eigenen Kategorie oder gar nicht bei «Flawil sucht den Suppenstar» antreten dürfen? Diese Frage hätten die Köche selbst aufgeworfen, erzählt Mitorganisatorin Judith Siegenthaler am Schluss des Abends. Doch sie sehe da kein Problem: «Welche Suppe gewinnt, hängt vom Publikum ab und ist Geschmackssache.» So werde es wohl auch 2017 wieder einen Suppenstar-Wettbewerb geben – einen, der für alle Suppenköchinnen und -köche offen ist.


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