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Erreichbarkeit ist alles: Wanderwege sind der Lebensnerv vieler Beizen.
Die Outdoor- und Wanderbranche boomt, und davon kann auch die Gastronomie profitieren. Das A und O ist die Erreichbarkeit der Gasthäuser.


Wanderwege sind der Lebensnerv vieler Beizen
Eine intakte Verkehrsinfrastruktur und gute Erreichbarkeit sind für den Erfolg von Gastronomiebetrieben unabdingbar. Nur wer als Wirt auch vor der Haustüre den Teppich ausrollt, bekommt die Gelegenheit, seinen Gästen in der Gaststube Können und Gastfreundschaft zu beweisen. Eine schlechte Erreichbarkeit ist Gift fürs Geschäft. Die Feriendestination Zermatt, welche eine vorübergehende Isolation wegen Lawinengefahr im vergangenen Winter flugs in eine internationale Werbekampagne ummünzen konnte, bleibt die Ausnahme.

Lawinengefahr: Nur für Zermatt ein «Geschenk des Himmels»

Meterweise Neuschnee, Lawinengefahr, unterbrochene Strassenund Zugverbindungen und während Tagen nur über eine Helikopter- Luftbrücke erreichbar: Das ist nur für die Feriendestination Zermatt (immer wieder) ein «Geschenk des Himmels». Gleich zweimal im Januar dieses Jahres lautete die stereotype Botschaft der Zermatter Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser: «Die Stimmung ist gut und wir haben alles im Griff.»

Gesperrte Vekehrswege- Zermatt nutzte das Abgeschnittensein für WerbezweckeAls Aufmunterung wurde den blockierten Gästen auf dem Bahnhofplatz und beim Helikopterlandeplatz medienwirksam Mineralwasser, Fendant, Trockenfleisch und Hobelkäse serviert. Über diese Gastfreundschaft und die trotz allem gute Stimme staunten Journalisten und berichteten weltweit darüber – mit eindrücklichen Bildern von gutgelaunten Touristen in schnee- und erlebnisreichen Winterferien. Die Zermatter Tourismusmaschinerie hatte es wieder einmal geschafft, ihr Credo zu vermitteln: «Zermatt ist Natur – nicht bis ins Letzte manipulierbar, aber Abenteuer pur.» Die tausendfach verbreitete Botschaft, dass zuhinterst im Mattertal alles für die Gäste getan wird, ist unbezahlbar für den Tourismus. Die Zermatter Touristiker haben aus der mehr oder minder regelmässig vorkommenden Ausnahmesituation gelernt, die meisten anderen können solche Situationen dagegen nicht in Bares ummünzen, ganz im Gegenteil.

Was für Zermatt werbetechnisch ein Segen war, kann für kleinere oder ein wenig abseits gelegene Gastronomieunternehmen zu einer Bedrohung werden. Selbst wenn die Erreichbarkeit nur vorübergehend beeinträchtigt ist und zum Beispiel Fuss- oder Wanderwege nicht oder nur beschränkt nutzbar sind, hat das unmittelbare Auswirkungen auf das, was in der Buchhaltung zuunterst doppelt unterstrichen wird. Kurz: Der direkte Zugang ist und bleibt der Lebensnerv einer funktionierenden Gastronomie.

Auf Gedeih und Verderb dem Zustiegsweg ausgeliefert

Der Wanderweg zur Hütte sei der eigentliche Lebensnerv seines Gastwirtschaftsbetriebes, sagt auch der Hüttenwart Peter Schläppi. Der Berner Oberländer Bergführer aus Meiringen ist seit 2012 Hüttenwart in der Gelmerhütte (SAC) oberhalb Guttannen. Welche Auswirkungen eine Wegsperrung auf seinen Betrieb haben kann, hat Schläppi im vergangenen Sommer erfahren müssen. Es war am 20. August, als bei einem Felssturz am Ufer des Gelmersees unterhalb der Hütte sechs Wanderer nur mit viel Glück dem Tod entkamen. Von der Hütte aus beobachtete der Hüttenwart zusammen mit Gästen den Felssturz, der die Wanderer verletzte und eine grosse Rettungsaktion nötig machte.

Ein Steinschlag und seine Auswirkungen

Nach dem nicht vorhersehbaren Steinschlag musste dieser Hüttenweg vorübergehend geschlossen werden. Obwohl sich ein alternativer, ungefährlicher Hüttenzustieg auf der anderen Seite des Sees anbot, blieben viele Gäste der Hütte fern. «Die Mehrzahl der Leute liess sich von der Angst, die durch das Naturereignis heraufbeschworen wurde, leiten und sagte den geplanten Hüttenbesuch ab», erinnert sich Schläppi. Das Tagesgeschäft sei total eingebrochen, die Gästezahl während Wochen um über 50 Prozent getaucht. Von der Umwelt abgeschnitten seien sie in der Hütte nie gewesen, auch wenn das viele so vermutet oder kolportiert hätten, erklärt Schläppi.

Soziale Medien und Schönwetter-Wanderer

Der Bergführer geht mit solchen Naturereignissen pragmatischer um als die meisten Berggänger: «Naturgefahren gehören bei uns dazu, wir müssen damit umgehen und uns entsprechend verhalten, aber nicht immer gleich die Segel streichen», sagt Peter Schläppi. In den Bergen sei es auch bei Nebel, Wind und Regen schön, wenn man entsprechend ausrüstet sei und sich richtig verhalte. Der Bergführer und Hüttenwart macht nicht zuletzt die sozialen Medien dafür verantwortlich, dass es immer mehr Schönwetter-Wanderer gibt. Schon beim kleinsten Meteo-Hinweis auf ein mögliches Gewitter würden die Wanderpläne gestrichen oder geändert. «Oft unbegründet », sagt Schläppi. Jedes Bächli, das kurz sein Bett verlasse, werde sofort gefilmt und fotografiert und über Smartphones verbreitet. Nicht selten werde so auch Angst vermittelt, denn die Leute seien sehr empfänglich für solche Informationen. Das sei heute so etwas wie eine neue Abhängigkeit.

Die Erreichbarkeit ist das A und O für wirtschaftlichen ErfolgGleichzeitig habe sich die ursprüngliche Abhängigkeit von einer guten Zugänglichkeit und guten Wegverhältnissen weiter verstärkt. «Früher waren rund 80 Prozent der Hüttenbesucher erfahrene Bergsteiger und Alpinisten, die auf dem Weg zum Gipfel in der Hütte rasten und übernachten wollten. Nur rund 20 Prozent hatten die Hütte selber als Ziel.» Heute sei das Verhältnis umgekehrt: Fast 80 Prozent der Hüttengäste seien Wanderer und Familien, und umso wichtiger sei deshalb auch die Infrastruktur im Zustiegsbereich, sagt Schläppi. Seine Bilanz ist unmissverständlich: «Ohne sichere Zustiegswege können wir in den SAC-Hütten einpacken.»

Und das allein ist auch der Grund, weshalb der Schweizer Alpen- Club SAC jedes Jahr sehr viel Geld und Engagement in die Sicherung der Infrastruktur vor den Hüttentüren investiert. Bei etwa einem Fünftel aller rund 160 SAC-Hütten sind die Hüttenwege von schwindenden Gletschern, schmelzendem Permafrost und Steinschlag gefährdet. «In den nächsten 20 Jahren werden gegen 10 Millionen Franken nötig sein, um diese Wanderwege zu sichern», sagt Hansruedi Keusen, Geologe und Mitglied der Hüttenkommission des SAC. Als jüngstes Beispiel reiht sich die Sciora-Hütte der Zürcher SAC-Sektion Hoher Rohn in die Reihe jener Hütten ein, die wegen Umwelteinflüssen mindestens vorübergehend geschlossen wurden. Nach dem Bergsturz von Bondo am 23. August 2017 ist die Hütte bis im nächsten Sommer geschlossen. 

Digitale Vernetzung: Es wird gezwitschert und bewertet

Dass die sozialen Medien mit ihren Bewertungsplattformen und x-fach geteilten Lust- und Frustmeldungen den Druck auf die Gastronomiebetriebe auf allen Ebenen erhöht haben, bestätigt auch der Präsident des Branchenverbandes Hotelleriesuisse, Andreas Züllig. «Schlechte Leistungen und Erfahrungen, die nicht den Hoffnungen und Wünschen entsprochen haben, werden genauso schnell kommuniziert, geteilt und bewertet wie Meldungen über Unfälle, Gefahren oder schwierige Erreichbarkeit.» Das bringe für alle in der Gastronomie und im Tourismus Aktiven zusätzliche Herausforderungen. «Das Internet und die digitale Vernetzung verzeihen kaum mehr etwas», sagt Züllig, der in dieser Entwicklung aber auch Chancen sieht. Nicht alle Gastrobetriebe entlang des 65’000 Kilometer langen Schweizer Wanderwegnetzes sind so stark von der Erschliessung abhängig wie die «höchstgelegene Hotelkette» des SAC. Die gute Anbindung – ob an einem Wanderweg und oder einer Strasse – ist aber immer mehr auch Teil eines erfolgsversprechenden Businessplans. «Die meisten Gastronomen sind sich der matchentscheidenden Bedeutung einer guten Erreichbarkeit bewusst», erklärt der Geschäftsleiter der Schweizer Wanderwege, Michael Roschi. Er stellt den meisten Gastronomen diesbezüglich ein gutes Zeugnis aus. Diese weitverbreitete Sensibilität sei auch ein Grund, weshalb sich die Schweizer Wanderwege und ihre kantonalen Organisationen seit Jahren erfolgreich um ein gutes Einvernehmen mit Hunderten von Gastwirten entlang der Wanderwege einsetzen würden.

Dass beide Partner, die Gastgeber auf der einen Seite und die Infrastrukturverantwortlichen auf der anderen, an einem Strick ziehen, liege nicht zuletzt an der wirtschaftlichen Bedeutung dieser Zusammenarbeit, erklärt Roschi. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2014 geben die Wanderer, die auf dem Schweizer Wanderwegnetz unterwegs sind, jährlich 2,5 Milliarden Franken aus (ohne Ausrüstung). Dabei wird allein für die Verpflegung in Gastrobetrieben knapp eine Milliarde Franken bezahlt. Und gemäss Studie geben alleine die inländischen Wandergäste auf ihren Touren zudem pro Jahr über 420 Millionen Franken für Übernachtungen aus. Der Kuchen wird tendenziell sogar noch grösser. Dass davon nicht alle Gastrobetriebe gleich profitieren, liegt laut Michael Roschi in der Natur der Sache.

Michael Roschi, Geschäftsleiter der Schweizer Wanderwege2Bedürfnisse des Gastgewerbes werden ernst genommen

Die Verantwortlichen der Schweizer Wanderwege und ihre hunderten von freiwilligen Helfern gehen gemäss dem Geschäftsleiter wo immer möglich auf die Wünsche und Bedürfnisse von Gasthäusern, Hotels, Berg- und Besenbeizen ein. Ziel sei es, das Draussen-unterwegs- Sein als Ganzes zu fördern und die Voraussetzungen zu schaffen, dass das Wandererlebnis mit einem guten Gastronomieerlebnis garniert und aufgewertet werden kann. Es sei auch schon vorgekommen, dass sich Gastrobetriebe um eine für sie attraktivere Wegführung bemüht hätten, erklärt Wanderweg-Geschäftsleiter Michael Roschi. 

Bei der Planung des Wegnetzes und der detaillierten Wegführung sei der Einfluss der Schweizer Wanderwege allerdings klein. Die Festlegung der Routen sei Sache der jeweiligen Gemeinde und des Kantons. «Wenn es möglich ist, auf Bedürfnisse der Gastronomie Rücksicht zu nehmen, dann ist das natürlich sinnvoll und auch anzustreben», erklärt Roschi. Dort, wo das nicht möglich ist, nehmen Gastwirte hier und dort das Heft selber in die Hand: Eigene Wegweiser und Informationstafeln haben schon oft Touristen und Gastgebern geholfen, Outdoor- und Gastronomieerlebnisse zusammenzuführen. Für Roschi steht grundsätzlich fest, dass es so oder so Sinn macht, wenn alle Verantwortlichen einer umfassenden Infrastruktur zusammenarbeiten und das Angebot vernetzen, regelmässig überprüfen und qualitativ stetig verbessern, um auf die Wünsche der Nutzer einzugehen.



Das Glück auf Schusters Rappen: Schweizer Volkssport Wandern boomt

Gehen und geniessen, das gehört für die meisten Wanderer in der Schweiz untrennbar zusammen, sei es auf der Suche nach Erholung oder auch auf kulinarischen oder kulturellen Entdeckungsreisen. Wandern und Bergwandern sind die beliebtesten Sport- und Bewegungsaktivitäten in der Schweiz. Kein anderes Land verfügt über ein dichteres Wanderwegnetz und über mehr Bergbahnen pro Quadratkilometer. Ein paar aktuelle Zahlen:

              • Das Wanderwegnetz in der Schweiz umfasst derzeit rund 65’000 Kilometer. Am grössten ist das Angebot in den Kantonen Graubünden, Bern und Wallis.
              • In der Schweiz wandern 44 Prozent der Bevölkerung mehr oder weniger regelmässig.
              • Zu den knapp 3 Millionen einheimischen Wanderfreunden kommen jedes Jahr zusätzlich rund 300’000 aus dem Ausland.
              • Ein durchschnittlicher Schweizer Wanderer gibt jährlich etwa 860 Franken für diesen Volkssport aus. Dazu kommen die Kosten für die Ausrüstung.
              • Wandern generiert in der Schweiz rund 2,5 Milliarden Franken Umsatz jährlich (ohne Ausrüstung).
              • In der Schweiz wird pro Jahr an über 42 Millionen Tagen mehr als 160 Millionen Stunden gewandert.
              • Am meisten fühlen sich Wanderer von herumliegendem Abfall, von motorisiertem Verkehr und Lärm gestört.

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Ein Artikel von Tommy Dätwyler

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