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«Es gibt nur ein Gas – und das ist Vollgas»
Mitten im Lockdown eröffnet Kevin Rünzi das Restaurant Chevy’s Road Stop im aargauischen Remigen. Die Krise umfährt er meisterlich. Seither brummt der Laden und vereint Gäste vom Töffrocker bis zum Kleinkind.

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Idylle hört sich anders an. Mit 60km/h zischt der Verkehr auf der Hauptstrasse zwischen Remigen und Villigen am Chevy’s Road Stop vorbei. Aber es musste dieses Lokal für Kevin Rünzi’s Traum von einem American Grill & Bar sein, das einstige Restaurant Hasel, ein ehemaliger Töfftreff. Rünzi lacht, während Duftwolken aus dem mit Spare Ribs gefüllten Rauchofen durch die Luft wabern. «Im Hasel haben wir uns immer mit den Töffli getroffen», erzählt der in Riniken aufgewachsene und gegenüber in Rüfenach zur Schule gegangene 42-Jährige. Er ist motorenaffin und hat Benzin im Blut, sein Töffli ist nun eine Harley-Davidson. «Ich dachte oft, hier liesse sich etwas Tolles machen.» Als er im März 2020 hört, das Hasel sei frei, schreibt er innert Wochenfrist ein Konzept, erstellt den Businessplan und hält im August die Schlüssel in der Hand.


Die Strasse? Das grosse Plus

Zufällig lernt der Aargauer im Sommer 2020 bei ein paar Gin Tonics Gianluca «Gianni» Curto kennen und fragt ihn, was er so mache. «Ich fahre Töff, bin Koch in der Pinte Dättwil und mache privat BBQ-Wettbewerbe», antwortet Gianni. Da passte einfach alles, er wird sein erster Angestellter und hilft auch bei den Umbauarbeiten im Lokal. Beispielsweise haben sie Tische und Bänke aus Gerüstläden gebaut. Sie starten mitten im zweiten Lockdown im Februar 2021 mit Take-away.

Nach einem Onlineflyer mit dem Vermerk «US-Cars & Bikes welcome» ist am Sonntag Ende März nicht nur der Parkplatz voll, denn die Autos stauen sich der Strasse entlang, bis die Polizei auftaucht, da sie eine Veranstaltung vermutet. Es ist der Durchbruch des Chevy’s, weit über die Region hinaus. Die Strasse? Ein absolutes Plus für den Betrieb, zudem gibt es nichts annähernd Ähnliches in der Region.

Schlaues Fleisch, frisches Gemüse

Heute sitzen im Chevy’s Road Stop 1- bis 95-jährige Gäste: harte Jungs von Töffclubs neben Familien mit Kleinkindern, die den Streichelzoo Hasel hinter dem Restaurant besuchen, Leute aus den umliegenden Dörfern und Senioren, die für einen Sauren Most vorbeischauen. Bei schönem Wetter sind es sonntags schnell einmal 400 Gäste. Ohne Reservation (die Reservierungsschilder sind Töffspiegel – sehr originell!) ist Samstagabend kein Stuhl zu haben, wochentags servieren sie mittags abwechslungsreiche, frische Mittagsmenüs welche nicht nur amerikanisch sind.

Der absolute Bestseller, der aus der 12 Quadratmeter kleinen Küche kommt, sind Burger, gefolgt von Spareribs, die sie selbst räuchern. Das Fleisch stammt aus der Region, da macht Rünzi keine Kompromisse. «Innert weniger Monate wurden wir zu einem guten Kunden der Wernli-Metzg in Remigen», sagt er. «Sie stellen die Burger nach unseren Wünschen her.» Die Briochebuns bäckt die Bäckerei Richner in Veltheim, die Pommes-frites und Zwiebelringe beziehen sie beim Gemüsehändler Jehle in Mellingen. Hüttenwart Rünzi, wie er sich scherzhaft selbst nennt, arbeitet fast nur mit lokalen Partnern, bis hin zu den Handwerkern. «Die haben auch Mitarbeitende und machen Weihnachtsessen», führt er aus.

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Das Chevy’s Road Stop beweist, dass amerikanisch nicht ungesund sein muss. «Nimmt man schlaues Rindfleisch, saisonales Gemüse wie jetzt Spargeln, dann ist das top», sagt Rünzi. Pulled Pork ist zurzeit ein Hype, auch der aktuelle Pulled Salmon Burger oder unsere monatlich wechselnden Monatsburger-Kreationen. Es gibt zusätzlich Philly Cheese Steak Sandwiches, BBQ-Variationen, Chicken, Salate, Vegetarisches und Kidsmenüs.


«Wir machen alles selbst und möchten Food Waste vermeiden», sagt der Chevy’s-Pächter. Da kennt er kein Pardon. Wem die Pommes-Portion zu klein ist, darf nachbestellen. «Das ist intelligenter als halbe Teller wegzukippen.» Rüstabfälle landen in den Futternäpfen der Tiere im Haselzoo.

Das Chevy’s-Hausbier ist das Walliser Valaisanne Speciale, die meisten Biere stammen aber aus den USA. Rünzis Liebling ist das Pabst Blue Ribbon aus Milwaukee, Wisconsin. Auf seinem Unterarm prangt deren Logo als Tattoo. «Eine Bieridee», sagt er lachend. «Man glaubt uns kaum, aber wir haben auch eine edle Weinkarte inklusive offenen Roten und Weissen aus der Region.

«Man muss das Feuer haben»

Rünzi versteht das Geschäft, er kennt sowohl die Gastro- wie Töffszene. Als er während der KV-Lehre Geld braucht, um das Töffli zu frisieren, jobbt er im Bad-Stübli in Bad Schinznach, das seine Mutter 22 Jahre lang führte. Später absolviert er die Hotelfachschule Luzern, arbeitet auf einer Bank, als Restaurantleiter in einem grossen Töfftreff in Luzern und im Aussendienst einer Schweizer Motorradbekleidungsfirma. «Alles nützt mir heute!», sagt er. Zudem habe er gewusst, dass auch nach Corona alle Hunger und Durst haben. «In meinem Kopf rotiert es permanent, aber ich wäge Risiken ab. Wenn ich etwas mache, dann richtig. Aber man muss das Feuer haben.» Sein Motto lautet: Finde einen Weg, nicht eine Entschuldigung.

Das Hauptziel der Gastronomie sei, den Gästen eine gute Zeit zu geben. «Das geht nur im Team. Ich habe super Leute, die den Plausch an der Arbeit haben.» Er trägt die Verantwortung für 13 Mitarbeitende. Auch dafür, dass es ihnen nicht verleidet. «Man muss ihnen zeigen, wie wichtig sie sind.» Aufgrund des Fachkräftemangels wurde neben dem Montag auch der Dienstag zum Ruhetag erklärt. Dies sei besser als in Qualität einzubüssen sagt Rünzi.

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Jetzt braucht es Konstanz

Der Erfolg der ersten beiden Betriebsjahre macht Rünzi nicht übermütig. «Sobald man das Gefühl hat, sich auf den Lorbeeren ausruhen zu können, ist es vorbei. Es braucht Konstanz.» Und Visionen. Gas geben passt als Synonym ganz gut zum Chevy’s. «Es gibt nur ein Gas, und das ist Vollgas», sagt Rünzi. Events und Konzerte organisieren sie schon. Auf dem Parkplatz steht ein Schiffscontainer mit integrierter Theke, welcher bei Events genutzt wird. Autokino ist eine Idee. Aktuell ist das Team daran, eigene BBQ-, Haus- und Salatsaucen herzustellen, um die portionierten Plastikpäckli zu ersetzen.

Trotz Erfolg wird es kein zweites Chevy geben. «Ich möchte im Gastro-Event-Bereich bleiben und habe noch viele Flausen im Kopf, vieles muss noch reifen.» 300 Stunden ist er pro Monat im Chevy’s präsent, doch bereut hat er die Selbstständigkeit nie. «Es ist Freiheit. Und eigene Ideen umzusetzen ist doch die grösste Befriedigung!»

 

★ Chevy’s Road Stop

Chevys Road Stop in Remigen AG mit Restaurant, Wintergarten, zwei Bars und Sonnenterrasse (250 Plätze) eröffnete im Februar 2021. Das American Grill & Bar-Konzept des Pächters Kevin Rünzi (40) ist bis ins Detail durchdacht, von der Atmosphäre über die Kulinarik bis zum Werbetischset im Comicstyle das von seinem Cousin Pi Baumann designt wurde. Kürzlich gewann Chevys beim BOSG-Award den 3. Rang (Kategorie Activity). Logo und Name des Betriebs leitet sich von Rünzis Bulldogge ab.

Text: Corinne Nusskern, Gastrojournal, Juni 2022

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